Pressemitteilung | 15. Februar 2022
In der Schweiz machen kleine und mittlere Unternehmen (KMU) gemäss der strukturellen Unternehmensstatistik (STATENT) des Bundesamtes für Statistik (BFS) über 99% der Unternehmen aus und schaffen zwei Drittel der Arbeitsplätze[1]. Für eine Reihe dieser kleinen und mittleren Unternehmen, die innovative Produkte, Anwendungen und Dienstleistungen liefern und an der Spitze von Forschung und Innovation arbeiten, kommt traditionell eine wichtige finanzielle Unterstützung aus internationalen Forschungs- und Innovationsprogrammen, insbesondere den europäischen Rahmenprogrammen zur Finanzierung. Insbesondere während Horizon 2020 standen Schweizer Organisationen, darunter innovativen KMU und Start-ups, viele Finanzierungsmöglichkeiten zur Verfügung. Dies hat sich leider mit dem Rückzug der Schweizer Behörden aus den Verhandlungen über ein Rahmenabkommen mit der Europäischen Union (EU) im Mai 2021 geändert.
Nun können Schweizer Organisationen nur noch als Drittstaaten an Horizon Europe, dem EU-Rahmenprogramm für Forschung und Innovation 2021-2027, teilnehmen, was mehrere Einschränkungen und Nachteile mit sich bringt.
"Obwohl Schweizer KMU wie Martel weiterhin an Horizon Europe teilnehmen können, können sie keine Projekte koordinieren und sich nicht an den sogenannten „Coordination and Support Actions“ beteiligen. Diese Instrumente sind jedoch von äusserst strategischer Wichtigkeit, denn sie stellen sicher, dass wir Teil des Dialogs mit der Europäischen Kommission sind, um zukünftige Investitionsentscheidungen zu prägen. Es ist nicht nur die Finanzierung an sich, die wir nicht mehr erhalten können, was uns am meisten beschäftigt, ist, nicht mehr am Entscheidungsprozess über zukünftige Forschungs- und Innovationsrichtungen beteiligt zu sein. Zudem sind andere Förderinstrumente wie der European Research Council (ERC) und der European Innovation Council Accelerator, die spezifisch für innovative kleine und mittlere Unternehmen und Start-ups sind, für Schweizer Organisationen nicht zugänglich. Das ist finanziell, aber vor allem strategisch eine Katastrophe. Wir riskieren, Schweizer KMU und Technologie-Start-ups zu isolieren. Wir gefährden den Ruf und die Position, die sich viele Organisationen auf gesamteuropäischer Ebene erarbeitet haben, und wir werden es schwerer haben, Spitzenforscher und Innovatoren in die Schweiz zu locken", sagt Dr. Monique Calisti, CEO von Martel, die seit mehr als 20 Jahren als Unternehmerin in der schweizerisch-europäischen Forschungs- und Innovationslandschaft tätig ist.
Horizon Europe – eine riesige „verpasste“ Chance für Schweizer KMU?
Horizon Europe ist das weltweit grösste Forschungs- und Innovationsförderprogramm mit einem Gesamtbudget von 95,5 Milliarden Euro (98,4 Milliarden CHF). Als assoziiertes Land nicht dabei zu sein, ist für die Schweizer Forschungs- und Innovationsorganisationen ein grosses Risiko und ein Nachteil. Während die Entscheidung, wie die Beziehungen zwischen der Schweiz und der Europäischen Union künftig geregelt werden sollen, sehr stark von einer Reihe politischer Gründe und wirtschaftlicher Faktoren abhängt, gibt es bereits sehr direkte Konsequenzen, damit Schweizer Organisationen weiterhin an Horizon Europe teilnehmen können.
"In unserem Fall haben wir eine Tochtergesellschaft in den Niederlanden gegründet, die uns die Möglichkeit gibt, uneingeschränkt an Horizon Europe teilzunehmen. Das bedeutet aber, dass wir Mitarbeiter in den Niederlanden eingestellt und eine Reihe strategischer und operativer Aktivitäten aus der Schweiz verlagert haben. Horizon Europe ist eine Gelegenheit für Schweizer KMU, Zugang zu bahnbrechenden Forschungs- und Innovationsprogrammen und Finanzmitteln zu erhalten, strategische internationale Partnerschaften aufzubauen, ihre Aktivitäten im Ausland auszubauen, neue Märkte zu erschliessen und letztendlich neue Arbeitsplätze zu schaffen hier in der Schweiz. Wir können es uns nicht leisten, diese Gelegenheit zu verpassen. Wir hoffen und sind zuversichtlich, dass die Schweizer Politiker und Entscheidungsträger unsere Bedürfnisse berücksichtigen und einen Weg finden werden, sich mit den Vertretern der Europäischen Union abzustimmen", sagt Dr. Calisti.
Über Dr. Monique Calisti
Dr. Monique Calisti, CEO von Martel Innovate, ist eine leidenschaftliche Unternehmerin und Expertin im Bereich Informations- und Kommunikationstechnologie, die sich auf die Finanzierung durch die Europäische Kommission spezialisiert hat und über umfassende Fachkenntnisse in den Bereichen künstliche Intelligenz und Internettechnologien der nächsten Generation (IoT, 5G, Cloud/Edge usw.) verfügt. Dr. Calisti hat einen Ph.D. in Künstlicher Intelligenz von der ETH Lausanne und einen Ph.D. in Telekommunikationstechnik von der Universität Bologna.
Über Martel
Martel ist ein dynamisches, in der Schweiz ansässiges Beratungsunternehmen für digitale Innovation mit mehr als 25 Jahren Erfahrung. Das Unternehmen unterstützt Organisationen in ganz Europa und weltweit auf ihrem Weg von neuartigen Ideen, über die technologische Umsetzung bis hin zur passenden Medien- und Marktstrategie. Nach mehr als hundert Innovationsprojekten hat sich Martel von seinen Anfängen als kleine Beratungsagentur zu einem florierenden Unternehmen mit Büros in Zürich und Lugano in der Schweiz sowie Amsterdam in den Niederlanden entwickelt.